Bestien by John Saul

Bestien by John Saul

Autor:John Saul [Saul, John]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-25T16:00:00+00:00


15

» ES SPIELT KEINE ROLLE, was du dachtest oder was Jerry Harris dir sagte«, erklärte Sharon. »Ich bin deine Frau und ich bin Marks Mutter. Du hattest kein Recht, eine Entscheidung über Mark zu treffen, ohne mich auch nur davon zu unterrichten!«

Sie waren in dem kleinen Salon im Obergeschoß. Im Kamin war das Feuer, das Blake angezündet hatte, als sie vor einer Stunde heraufgekommen waren, beinahe niedergebrannt. Am Nachmittag war eine Kaltfront aus dem Norden durchgezogen, und draußen schneite es. Aber Sharon beachtete weder den Schneefall noch das Kaminfeuer; ihr zorniger Blick fixierte ihren Mann. »Verstehst du überhaupt, was ich sage?«

Blake zuckte überdrüssig mit der Schulter. Er hatte das Gefühl, daß der Streit sich längst im Kreis drehte, wiederholte aber noch einmal, was er ihr schon dreimal gesagt hatte: »Du hast bereits zugegeben, daß ihm draußen im Zentrum nichts Schreckliches zugestoßen ist. Tatsächlich sieht der Junge, zieht man alles in Betracht, sehr gut aus. Und du warst heute früh erschöpft – du hattest die ganze Nacht nicht geschlafen und hättest nicht logisch gedacht.«

»Trotzdem wäre es deine Pflicht gewesen …«

»Genug!« sagte Blake. Er war im Raum auf und ab gegangen und schließlich am Fenster stehengeblieben, um die herabschwebenden Schneeflocken zu betrachten. Als er sich zu ihr umwandte, machte sein Gesichtsausdruck klar, daß er mit seiner Geduld am Ende war. »In Gottes Namen, Sharon, ich hatte die besten Absichten. Es ist nicht so, als hätte ich versucht, irgend etwas Schreckliches zu tun! Jerry schlug lediglich vor, daß ich den Jungen von Ames untersuchen lassen solle, und es hörte sich wie eine gute Idee an! Wenn ich falsch handelte, war es ein Irrtum, und ich entschuldige mich. Aber es war nicht falsch!«

»Kannst du nicht leiser sprechen?« fragte Sharon in einem rauhen Flüsterton. »Schließlich braucht nicht die ganze Nachbarschaft zu wissen, daß wir Streit haben, nicht?«

Es war ein Fehler. Sharon wußte es, sobald sie die Worte ausgesprochen hatte. Blake biß die Kiefer zusammen, und seine Augen funkelten zornig. »Nein«, sagte er, »das braucht sie gewiß nicht. Wir brauchen überhaupt nicht zu streiten. Bis später.«

Ehe Sharon etwas erwidern konnte, war er fort. Sie hörte ihn die Treppe hinunterstampfen, dann schlug die Haustür zu. Aus dem Erkerfenster sah sie ihn fortgehen, die Schultern eingezogen, den Kopf gebeugt. Er ging schnell, und sie glaubte zu wissen, wohin er wollte.

Zu den Harris’, wo Jerry ihm versichern würde, daß er selbstverständlich das einzig Richtige getan habe, was immer seine Frau davon halten mochte.

Sie wandte sich vom Fenster und legte ein Scheit ins Feuer, als könnte die Geste den Streit abschließen. Sie war nicht fair, schalt sie sich. Wenn Jerry glaubte, daß Blake unrecht gehandelt habe, würde er nicht zögern, es zu sagen.

Sie zog die Beine auf den kleinen, mit Chintz bezogenen Sessel vor dem Kamin und versuchte, ihre Gedanken vernünftig zu ordnen und die Verärgerung, daß Blake ihr nichts von Marks Verlegung zu Dr. Ames gesagt hatte, zu unterdrücken.

Insgesamt mußte sie einräumen, daß Blake recht hatte – der Arzt hatte Mark gewiß keinen Schaden zugefügt; im Gegenteil, allem Anschein nach hatte er nur zu seiner Genesung beigetragen.



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